JULIA & SHADOW

Große Retrieverliebe!

JULIA

33 Jahre alt

SHADOW

Flat Coated Retriever, 4 Jahre alt

Mit Shadow ist Julias Kindheitstraum in Erfüllung gegangen. Julia ist den Retrievern voll und ganz verfallen und erzählt in diesem Interview auch von ihren Erfahrungen mit Retrievern und den unterschiedlichen Arten. Shadow ist ein sehr lebensfroher Retriever, der sich über Mensch und Hund freut und den man mit seiner freundlichen und offenen Art sofort ins Herz schließt


Johanna: Wie bist du auf den Namen gekommen? 


Julia: Ich habe eine Namensliste geführt, bevor er zu uns gekommen ist. Die engere Auswahl war Shadow oder Buddy. Und dann bin ich noch mal in mich gegangen und ich habe gespürt, Shadow ist der richtige Name, weil ich das ganz bedeutungsvoll verknüpfe, dass er mein Schatten ist und mich überall in meinem Leben hin begleitet, auch wenn er grad nicht dabei ist. 


J: Wo hast du deinen Hund her? 


Aus einer Zucht in Kärnten, Österreich. Ich habe länger gesucht und erst sollte es ein Welpe aus Deutschland werden. Es war aber dann letztendlich kein Welpe für mich dabei und sollte einfach nicht sein. Aber ich habe mich da nicht unterkriegen lassen und auf der Stelle weiter gesucht. Dann hat mir jemand auf Facebook eine Zucht aus Kärnten empfohlen und die hat super gepasst. 


Ich habe gesagt, es soll ein Brauner werden. Es gibt ja drei Farben. Schwarz und Liverbraun sind anerkannt in der Zucht und in der Szene. Es gibt auch die Farbe Gelb, die aber nicht zugelassen ist. Für mich gehört die Farbe schon dazu. Die kommt sehr selten genetisch bei einem Wurf raus und mit der darfst du nicht züchten. Das Geschlecht war mir egal. Ich hab mich sehr gefreut, als die Nachricht kam, dass ein brauner Bub dabei ist. Es war Schicksal und so sollte es sein. Das ist das größte Geschenk für mich.


J: Ich muss sagen, ich kenne gar keinen Flat bisher persönlich. Wie würdest du die Rasse beschreiben? So wie man viele Retriever kennt, also sehr offen zu allem und jedem oder unterscheiden sie sich schon sehr?


Also die Retriever unterscheiden sich schon sehr. Ich kenne alle Retriever, außer den Curly Coated und den Chesapeake Bay Retriever persönlich. Was ich vom Curly weiß ist, dass er ganz anders ist - so eigensinnig vom Charakter her und ein bisschen reservierter gegenüber fremden Leuten. Aber da kann ich leider noch zu wenig sagen. Labrador, Goldi und Flat sind auf jeden Fall die offenen. Vom Charakter, Persönlichkeit ist jeder unterschiedlich, aber offen habe ich bis jetzt alle erlebt. Es gibt natürlich immer Ausnahmen.


















J: Wie kam es zur Entscheidung von Shadow?


Ich bin mit Hunden aufgewachsen, aber mit einem deutschen Schäferhund. Der ist ein anderes Kaliber. Wie das halt so in früheren, alten Generationen ist, war das so ein Haus- und Hofhund. Man macht mit dem Hund nicht viel und er soll einfach nur das Grundstück bewachen. Meine Mama hat null Ahnung von Hunden gehabt, aber sie ist mit dem Hund in die Hundeschule gegangen und hat die Erziehung übernommen. Er ist oft von daheim abgehauen, aber immer brav heim gekommen. In der ganzen Ortschaft war er bekannt - sogar die Polizei hat ihn mal heimgebracht. Er hat immer wieder Zähne gezeigt, aber er war ein guter Hund und hat uns immer bewacht und uns nie was getan. Einen Schäferhund sollte man echt nicht unterschätzen. Ich habe eine sehr starke Verbindung mit ihm gehabt. Mit 10 Jahren ist er dann bei einem seiner Ausflüge leider vom Zug überfahren worden und wir haben ihn an den Gleisen gefunden. Danach hat die Mama gemeint es kommt kein Hund mehr ins Haus. Aber durch Papas Arbeitskollegen, kam dann doch wieder ein Hund zu uns. Eine Golden Retriever Hündin - also schon eine riesige Umstellung zum Schäferhund. Ja, dann habe ich mit zehn Jahren durch unsere Hündin den Retriever lieben und kennenlernen dürfen. Sie war unser Herzstück, kann man so sagen. Meine Mama war happy und hat die Erziehung übernommen und ich habe Hürden im Garten aufgestellt und Agility selber gemacht. Ich habe 100 Bücher gelesen, habe mich mit ihr beschäftigt und selber Dinge ausprobiert und sie mehr oder weniger auch ein bisschen erzogen. Sie ist durch Gebärmutterkrebs mit 10 Jahren verstorben.


Seitdem haben wir keinen Hund mehr gehabt, aber ich habe auch trotzdem immer wieder Hunde zur Pflege gehabt durch Freunde oder Bekannte. Mein Kindheitstraum war immer zwei Hunde und mein Wunsch ist mit Shadow in Erfüllung gegangen. Zwar eine andere Rasse ein, aber er ist mein Kindheitstraum. Natürlich habe ich auch nicht immer alles richtig gemacht, aber das ist normal. Wir sind Menschen und egal, ob man das Erste Mal Hundehalter ist oder schon Hunde gehabt hat, man lernt immer was dazu, wenn man sich mit dem Hund beschäftigt. Jeder muss für sich wissen, was er tut. Jeder hat so seine Geschichte und man ist trotzdem ein gutes Team, jeder individuell.


J: Gibt es irgendwas was er gar nicht mag?


Wenn ich seine Krallen kürze und seine Pfoten ausschneide - das ist ein Thema. Ich habe das nicht wirklich kleinschrittig aufgebaut, sondern Augen zu und durch. Ich möchte das aber noch ändern und mich jetzt versuchen mit Medical Training, sodass es stressfreier für ihn wird. Also auf die schnelle, fällt mir da jetzt wenig ein was er im Alltag nicht mag…Obwohl gebadet werden mag er gar nicht, obwohl er schwimmen liebt. Ansonsten ist er ist sehr unkompliziert.

















J: Was macht er dann besonders gerne? 


Also sein Element ist Wasser. Er ist verrückt nach Wasser. Über, drüber, unter Wasser. Er taucht wirklich seinen ganzen Kopf unter Wasser. Aber eine Aufgeregtheit habe ich mit der Zeit wirklich gut hinbekommen und es ist sehr gut kontrollierbar. Als er jünger war, war das schon ein riesiges Thema. Er war sehr nervös und immer mit dem Kopf am Wasser. Auch so nervös, wenn ich ihn nicht gleich hineingelassen habe, sondern immer nur vorbei gegangen bin und er erst warten musste. Das ist jetzt eher weniger. Da bewundern uns viele Leute, dass er da so viel Impulskontrolle und so eine gute Frustrationstoleranz hat. Das war aber auch viel Übung und jeder Hund ist anders. Da spielt halt viel der Mensch mit, nicht nur der Hund, was manche glauben. Ja, der Grund ist, mein Hund kann das nicht. Nein, es ist der falsche Weg. Man sollte immer bei sich selbst anfangen.


J: Vergleichst du dich mit anderen Menschen-Hund-Teams?


Also das Vergleichen ist schon ein großer Punkt bei mir, was sehr sensibel ist. Früher etwas mehr, momentan eher weniger. Es war ganz schlimm früher. Ich habe das Gefühl, dass da Social Media auch sehr viel beigetragen hat und man sich unbewusst so einen Druck macht. Generell das Instagram Thema, wie viele Follower man hat und mehr. Und eben das Vergleichen mit anderen Leuten oder Hund-Mensch-Teams.


Ich dachte: „Er kann diesen Trick nicht! Warum schafft er das nicht?“ usw. Jetzt denke ich mir immer was ein tolles Team wir sind und er muss nicht alles können. Als er klein war, habe ich schon sehr viel von Anfang gemacht in der Erziehung und Alltag. Der Fokus lag sehr stark auf Tricks als Welpe, neben dem Alltagstraining. Beim nächsten Hund werde ich die Tricks nicht mehr so in den Vordergrund stellen. Wenn der Alltag gut läuft, dann kann ich immer noch viele Tricks mit ihm üben. Wir haben zum Glück die Kurve bekommen, da war er noch kein Jahr alt. Aber es ist auch seine Art und die Rasse, dass er sich sehr angesprochen fühlt und er gerne da im Mittelpunkt stehen möchte. Wenn wir z.B. jemanden begrüßen auf der Straße, möchte ich, dass er ruhig neben mir sitzt oder steht oder wie auch immer. Das fällt ihm dann noch etwas schwer. Ich habe mich mit der Zeit auch verändert, dass ich es gar nicht so sehe, als wäre ein Weg zwischen uns, sondern das gehört einfach zu uns und wir arbeiten daran. Und es ist besser geworden. Schwächen gehören ja auch dazu und machen ihn bzw. uns aus.


Shadow kann sich gut anpassen, aber er tut sich manchmal doch ein bisschen schwer zur Ruhe zu kommen, wenn wir woanders sind. Da braucht er manchmal noch die Hausleine - die hilft ihm dann gut. Mir fällt das teilweise schwer, weil ich die Leine so negativ verbinde, obwohl sie ja nur ein Hilfsmittel ist. Ich versuche jetzt immer dran zu arbeiten und sie als was Positives zu sehen. 


J: Würdest du sagen der Flat Coated Retriever war als erster Hund gut geeignet?


Das werde ich oft gefragt. Das ist eine schwierige Frage, weil ich finde den reinen Anfängerhund gibt es nicht. Jede Rasse, jeder Hund hat eine andere Persönlichkeit und ist so extrem. So wie bei uns Menschen individuell. Es kommt nicht allein auf die Rasse an, es gibt genug Hunde, die Überraschungspakete sind, auch wenn man im Allgemeinen die Rasse kennt und sie überall als einfach beschrieben wird. Wenn du Pech hast dann hast du einen Golden Retriever, der schwierig ist. Ich sage mal jein. Zum Teil ist er Anfänger geeignet. Aber in Shadow steckt auch sehr viel Arbeit drinnen und man darf nicht gleich so einen Hund erwarten. Beziehungsweise, man soll sich mit der Rasse und dem Hund auseinandersetzen. Sonst braucht man sich keinem Hund nehmen. Das unterschätzen viele Leute. „Ich gehe immer nur Gassi. Brauche sonst nichts machen“ - das ist ein Problem.


J: Woran habt ihr Anfangs viel gearbeitet? 


Dadurch, dass er so ein freundlicher offener Hund ist, war es als Welpe sehr schwierig, dass er nicht zu jedem hinläuft, der beim Spaziergang auf uns zukommt. Aber das haben wir super hinbekommen. Ich habe ihn als Welpe sehr stark sozialisiert und habe unsere Treffen z.B. über Facebook organisiert. Ich habe schon viel mit ihm gemacht, aber wir hatten immer zwischendurch auch Ruhetage. Mir war wichtig, dass er verschiedene Rassentypen kennenlernt, sodass er gut zurecht kommt. Manche Dinge regle ich und manche kann er ruhig regeln. Es kommt immer auf die Situation an, aber mir ist wichtig, dass die Hunde das lernen, wie man das so macht miteinander. 


Im Alltag kann ich ihn wirklich unkompliziert überall mitnehmen. Wenn ich aber manche Bekannte besuche, nehme ich ihn auch oft nicht mit, weil sie sich leider oft nicht an unsere Regeln halten, also ihn trotzdem füttern oder Sachen werfen, obwohl ich das nicht möchte. Dadurch kommt er dann schlecht zur Ruhe und es ist für uns beide angenehmer, wenn ich ihn daheim lasse.
















J: Was beschäftigt euch aktuell?


Shadow hat eine Allergie. Oh, da machen wir schon sehr lange herum. Wir haben uns nun eine tolle Ernährungsberatung zur Hilfe geholt. Ich würde es immer wieder tun, nächstes Mal werde ich vom Welpen eine Ernährungsberatung miteinbeziehen, die uns immer wieder begleitet, bis er alt ist. Man muss jetzt nicht gleich BARFen, man kann auch nur das Gemüse selber kochen, Reinfleischdosen und Zusätze dazu geben. Natürlich alles abgeklärt mit einer Ernährungsberatung. Wir machen gerade eine strenge Ausschlussdiät und nächste Woche machen wir einen Allergietest auf Umweltallergien. Wir haben stark die Vermutung, dass diese auch eine Rolle spielt. Es wird schön sein mal Klarheit zu haben.


Die Schilddrüse haben wir auch untersuchen lassen und seine Werte sind scheinbar grenzwertig. Das müssen wir auch noch abklären lassen, denn der Flat Coated Retriever gehört zur Risikogruppe was die Schilddrüse angeht.


J: Was bedeutet dein Hund für dich?


Mein Kindheitstraum und mein Seelenhund. Und eigentlich sagt man ja einen Seelenhund gibt es nur einmal, aber für mich kann immer wieder mal ein Hund im Leben kommen, der ein Seelenverwandter ist. Das ist wieder so ein spezielles Thema. Es gibt nicht viele Hunde oder viele Menschen, die für mich so der Seelenpartner oder Seelenhunde sind.  Die Goldi Hündin war auch ein Seelenhund in unserer Familie - ganz speziell für meine Mama. Shadow ist für mich mein eigener Seelenhund - nicht in unserer Familie. Das Universum hat bestimmt, dass er der Hund an meiner Seite ist, der mich durch mein Leben begleitet und mir hilft. Er hat mir mit meiner Aufzug-Phobie geholfen, sodass ich jetzt sogar schon alleine fahren kann.


Es ist einfach unsere Geschichte, dass er mich durch mein Leben begleitet, mich unterstützt durch all meine Höhen und Tiefen, seelischen Themen und einfach für mich da ist. Wie ein Schatten halt. Er ist meine bessere Hälfte, mein Freund, ein Geschenk, er ist für mich alles. Also eine ganz enge Beziehung, etwas Besonderes. Ich bin sehr dankbar und sehr froh, dass er in mein Leben gekommen ist.


J: Wo seid ihr am glücklichsten?


Das Schönste ist wenn wir gemeinsam schwimmen sind. Ich bin eine sehr schlechte Schwimmerin und ich habe sehr viel Respekt vor dem Wasser. Letztes Jahr bin ich mit ihm das erste Mal zusammen geschwommen. Das war so ein emotionales Erlebnis. So schön, weil ich mich dabei sehr frei fühle. Auch wenn ich Zeit mit ihm am Meer verbringen darf, dann fühle ich mich sehr frei und mein Wunsch war immer, dass ich das Meer und so vieles auf der Welt mit ihm teilen darf. Mir ist beides wichtig: Ohne Hund zu reisen, aber auch mit Hund und den richtigen Leuten. Letztes Jahr waren wir in Dänemark - ist urschön. Und dann waren wir noch mit Freunden in Berlin und ich konnte ihn am Brandenburgertor, trotz der vielen Menschen ohne Leine laufen lassen. An der Ostsee waren wir dann auch noch und er ist schwimmen gegangen. Durch das Reisen wird die Beziehung stärker, durch die Momente in denen man noch einmal mehr zusammen wächst. Aber auch so kleine Momente im Alltag mit dem Sonnenuntergang oder einfach in der Natur sitzen, macht uns glücklich. 


Und was mich auch so glücklich macht, dass ich ihn überall in den Freilauf lassen kann. Der Jagdtrieb ist bei ihm nicht so stark ausgeprägt und auch mit viel Arbeit stehen wir heute hier wo wir stehen. Man darf nicht unterschätzen, dass er ein Jagdhund ist, aber er ist ansprechbar und hat keine Tendenzen hinterherzurennen und wenn doch ist er abrufbar.


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