DER LEICHTFÜHRIGE BORDER COLLIE
Border Collie, 4 1/2 Jahre alt
Bamboo erfüllt das, was man sich unter "Will-to-Please" vorstellt. Bei unserem Shooting war ich beeindruckt, wie sehr sie durchgehend gefallen wollte. Durch ihren "Will-to-Please" ist Bamboo im Alltag unkompliziert und leichtführig. In unserem Interview hat Janine erzählt, wie Agility früher ihren Alltag mit Hund geprägt hat und welchen Druck sie sich dadurch gemacht hat.
J: Wie bist du auf den Namen gekommen?
Janine: Das haben eigentlich mehr oder weniger die Züchter vorgegeben, denn die stellen jeden Wurf unter ein Motto. Der A-Wurf hatte z.B. alt-englische Namen und beim B-Wurf haben sie dann das Motto „Cocktails" genommen. Der Züchter hat mir dann ein paar Namen zur Verfügung gestellt und ich konnte mir einen aussuchen. Bamboo hat mir am meisten zugesagt.
J: Den Namen hab ich davor noch nie gehört.
Ja, ich auch nicht, aber ich bin jetzt auch nicht so der Alkoholfan, vielleicht kenne mich deswegen nicht so aus. Am Anfang habe ich überlegt, ob ich sie anders nenne und zwar Beckett. Wegen der Serie Castle. Irgendwie ist es dann Bamboo geblieben, aber sie wird eigentlich hauptsächlich Bambus oder Bambi gerufen. Bamboo nur, wenn sie wirklich schlimm ist.
J: Wo hast du Bamboo her?
Die Züchter sind aus Niederösterreich. Wie ich zu ihr gekommen bin, war eigentlich ungeplant und recht spontan. Ich kannte ihren Halbbruder aus dem A-Wurf schon bisschen länger, da bin ich mit der Besitzerin gut befreundet. Der hat mir irrsinnig gut gefallen, er macht auch Agility und ist total bemüht und immer freundlich. Durch sie habe ich zufällig die Züchter kennengelernt und da sind wir so ins Reden gekommen. Ich habe dadurch mitbekommen, dass sie wieder einen Wurf mit der selben Mutter planen. Mein damaliger Hund Amigo, den gibts jetzt nicht mehr, der war damals so 7. Und da dachte ich: „Er ist schon 7, es wird schon gehen, ein Zweiter dazu.“ Paar Tage später habe ich sie dann angeschrieben, dass ich mir das überlegt habe und ob sie mir überhaupt einen Hund geben würden. Das war im Frühjahr 2018 und kurz darauf sind sie dann schon nach Deutschland zum Decken gefahren. Also wie gesagt recht ungeplant, aber unverhofft kommt oft.
J: Wie kam es zu der Entscheidung von deinem ersten Hund?
Ja, also ich bin mit Hunden groß geworden, wir hatten ganz früher Rottweiler, meine Mutter dann irgendwann einen Cavalier Spaniel und ich wollte auch immer einen eigenen Hund. Mit 14 Jahren habe ich den dann auch bekommen, da waren wir schon in der Agility Szene drin. Eine ehemalige Bekannte hat meinen Eltern einen Link von einem Züchter aus Ungarn geschickt, den haben wir vorher auch nicht gekannt. Ich würde mir heute nicht mehr einen Hund einfach so über das Bild auf einer Homepage aussuchen, sodass ich den dann auch erst sehe, wenn ich ihn abhole, aber so wars halt damals. Da waren ca. 3 Wochen alt, als ich die Fotos gesehen habe und ich gesagt habe, den will ich. War, wenn man bedenkt, dass es mein erster Hund war, vielleicht nicht immer der einfachste Hund, aber im Großen und Ganzen kann ich mich echt nicht beschweren. Der erste eigene Hund ist und bleibt immer was besonderes.
J: Wie sieht euer Alltag aus?
Dadurch, dass ich arbeiten gehe, ist sie zumindest halbtags alleine. Ich versuche zum Ausgleich spazieren zu gehen und das schon zumindest 2-3 Mal die Woche. Sie ist grundsätzlich auch im Agility ausgebildet. Nur hat dann bei mir die Motivation gefehlt und wir haben deshalb aufgehört. Aber es ist nicht so als würde das jetzt wahnsinnig fehlen. Sie ist auch froh, wenn sie über die Wiesen laufen kann. Hauptsache sie kann laufen. Ansonsten machen wir auch noch fleißig Tricks oder Unterordnung. Außerdem gehen wir so oft es geht Wandern.
J: Was macht Bamboo besonders gerne?
Bamboo läuft gerne, Bamboo schwimmt gerne. Also stellst du ihr da irgendwie die Möglichkeiten zur Verfügung, ist sie glücklich. Natürlich sie hat auch einen extrem großen will-to-please, also wenn sie arbeiten kann, macht sie das auch gerne. Wir haben kein fixes Training, aber wenn es die Zeit zulässt, tricksen wir oder machen Unterordnung. Da ist sie immer mit Freude dabei.
J: Also was ich so raushöre, ist das das Größte einfach rennen?
Ja, einfach rennen, obwohl sie dann auch schnell aus der Puste ist.
J: Was mag Bamboo gar nicht?
Gar nicht…Puh….Also wie gesagt, sie liebt das Wasser. Was sie nicht mag ist dann Duschen, wenn sie dreckig ist. Den Föhn hasst sie wie die Pest, den Staubsauger mag sie auch nicht.
Es gibt sonst einfach so Sachen, die sie nicht gewöhnt ist, aber nichts was sie so gar nicht leiden kann.
J: Wo liegen Eure Schwächen und wie schränken Sie Euch im Alltag ein?
Hmm Schwächen.. Also wenn man mit ihr arbeitet, dann macht sie teilweise Übersprungshandlungen, wenn sie gerade nicht weiß wohin mit sich selber. Je nachdem was man mit ihr macht, ist auch die Konzentration mehr oder weniger schnell weg. Das hab ich beim Agility auch oft gemerkt, also 2, 3 Runden und sie hat schon auf Durchzug geschalten. Aber gut, das machen wir ja eh nicht mehr.
Wenn’s neue Situationen gab, hat sie sich auch als Welpe schon, erstmal hingesetzt, die ganze Situation beobachtet und dann entschieden was sie macht. Also das fand ich als Welpe gar nicht so schlimm, bevor sie sich einfach in irgendwas hineinstürzt und das vielleicht nach hinten losgeht. Heute ist es eher so, dass sie anfängt zu bellen, wenn sie unsicher ist. Das haben wir noch nicht so ganz unter Kontrolle.
Also ich hätte gesagt Schwäche, teilweise halt die Unsicherheit. Hat vielleicht auch damit zu tun, dass sie nicht so viel in der Stadt unterwegs ist. Große Menschenmengen, mit den Öffis fahren und mehrere fremde Hunde auf einmal treffen sind für sie eher Stresssituationen, aber sie kann diese auch meistern.
Außer ihre Hundefreunde, braucht sie eigentlich keine anderen Hunde. Ich bin jetzt auch nicht so, dass ich sage, sie muss zu jedem Hund hin und sich mit jedem verstehen, aber ich merke schon, dass sie eher einen großen Bogen um die anderen Hunde macht. Hat vielleicht damit zu tun, dass sie als Welpe paar Mal überrumpelt worden ist.
J: Wo liegen Eure Stärken bzw. was schätzt ihr besonders aneinander?
Bambi, was schätzt du an mir? *lacht* Oh das ist so, wenn man das in den Lebenslauf schreibt, was sind meine Stärken? Ich schätze sehr an ihr, dass sie komplett verschmust ist. Im Gegensatz zu meinem ersten Hund kannst du Tag und Nacht mit ihr kuscheln, das ist überhaupt kein Problem für sie. Was schätze ich noch? Naja, dass sie eigentlich immer gut drauf ist und bei allem dabei ist, was man mit ihr machen möchte. Also ich hab das in ihren 4 1/2 Jahren noch nie erlebt, dass die irgendwie einen schlechten Tag hätte. Was sie an mir schätzt? Keine Ahnung, wahrscheinlich, dass sie viel raus kommt und gutes Futter kriegt. *lacht*
J: Wie steht der Rest der Familie zum Hund?
Also ich bin ja wie gesagt mit Hunden aufgewachsen und meine Mutter hat ihren Spaniel immer noch. Auch mein Vater hat noch einen Border Collie und meine Großeltern hatten selbst keine Hunde, aber dadurch, dass wir immer welche hatten, waren sie es halt gewohnt.
J: Bist du manchmal verzweifelt in der Erziehung von deinem Hund und wenn ja, bei was?
*seufzt* also ich wage zu behaupten, dass sie mir großteils ganz gut gelungen ist. Ich glaube, sie hat auch viel mitgebracht. Eine Sache an der wir schon noch dran arbeiten könnten, wäre, dass ich ihr in neuen Situationen mehr Sicherheit gebe. Also wenn sie zum Bellen anfängt und einfach lieber weg möchte. Da wir am Stadtrand wohnen gerät sie aber eher selten in solche Stresssituationen.
J: Aber es klingt jetzt nicht so, als ob du an irgendwas richtig verzweifelt bist?
Also so richtig verzweifelt, nein. Sie war größtenteils schon sehr pflegeleicht, aber vielleicht eben dadurch, dass sie immer so einfach war, also im Vergleich, frag ich mich halt dann, wie helfe ich ihr bei sowas.
J: Glaubst du es liegt auch daran, dass es dein zweiter Hund ist und du dadurch schon entspannter in Situationen gehen konntest oder einfach nur weil sie ein unkomplizierter Hund ist?
Sicher eine Mischung aus beidem. Mein vorheriger Hund war vom Charakter her ganz anders.
J: Machst du dir oft zu viel Druck mit der Erziehung von deinem Hund?
Mit der Erziehung weniger. Als wir Agility gemacht haben, da habe ich mir schon selber viel Druck gemacht. Weil ich weiß sie hätte das Zeug, dass sie Qualis läuft und wenn das gut funktioniert, dass sie eventuell eine WM starten könnte. Sie lernt schnell, sie ist führig, sie ist schnell. Wenn etwas öfters nicht funktioniert hat, war ich schnell mal gefrustet, weil ich wusste sie kann es eigentlich. Als Teenager war ich meist auf den Hund böse, obwohl der natürlich nichts dafür kann - es ist ein Tier und keine Maschine. Das war der Grund warum ich es bei meinem ersten Hund dann bleiben ließ. Ich hab viel lieber Zeit im Wald oder so mit ihm verbracht, anstatt mich auf dem Turnier zu ärgern. Bei Bambi ging ich das Ganze generell entspannter an, nur ließ die Motivation dann einfach nach. Und wie gesagt, ihr fehlt es nicht, Hauptsache sie kann laufen. Aber das war das Einzige, bei dem ich mir Druck gemacht habe, bei der Erziehung eigentlich nicht.
J: Vergleichst du dich teilweise mit anderen Mensch-Hund-Teams und fragst dich, wieso dein Hund das z.B. nicht kann?
Ich glaube fast nicht. Also, nein. Das klingt jetzt so blöd, weil früher war Agility ein großer Teil von unserer Freizeit und dadurch, dass das aber alles wegfällt… Würden wir das jetzt noch machen, würde ich sagen, auf jeden Fall! Weil wieso kann der Hund das? Und wieso kann der so gut und wir trainieren eigentlich genauso. Aber es ist halt auch jeder Hund verschieden und es ist jeder Mensch verschieden, man kann das auch einfach nicht vergleichen. Da kannst du noch so viel trainieren, manche Sachen klappen halt einfach nicht oder anders.
Aber wie gesagt, dadurch, dass das wegfällt eigentlich nicht. Weil sie ist einfach wirklich brav. Ich kann mich wirklich nicht beschweren.
J: Welche Erwartungen hattest du an deinen Hund/das Leben mit einem Hund und konnte er diesen gerecht werden?
Als ich mir sie genommen habe, war schon auch der Gedanke Agility mit dem Hund zu machen zu können. Fällt irgendwie alles aufs Agility zurück, oder? Aber ich habe das damals auch noch gemacht und ich habe da ja ihren Bruder gesehen. Bei ihr habe ich auch erst mit 8 Monaten mit den Basics angefangen und gemerkt, die hat was drauf. Dann war schon der Plan dahinter, dass ich das verfolge, aber es ist halt anders gekommen. Erwartungen hatte ich sonst eigentlich nicht, nein. Also mir war schon wichtig, dass ich wieder einen Hund habe, der aktiv ist, den ich zum Wandern mitnehmen und auch arbeiten kann.
J: Was ist Eure Geschichte? Was bedeutet dein Hund für dich?
Meinen ersten Hund habe ich ja über eine Homepage ausgesucht und bei Bambi wars halt ganz anders. Sie kam ungeplant und sehr schnell, aber die Züchter haben mich von Anfang an, an allem teilhaben lassen. Ich habe sie auch das erste Mal gesehen, da war sie 3 Tage alt. Das ist halt schon was ganz anderes als beim Ersten. Ich war dann auch wöchentlich bei denen und hab sie aufwachsen sehen. Meinen ersten Hund musste ich leider so plötzlich gehen lassen - er ist nur 10 geworden. Das ist jetzt auch schon 1 1/2 Jahre her und ich war sehr froh, dass Bambi da schon an meiner Seite war. Generell wie gesagt auch die Bindung, die ich einfach mit ihr habe, da bin ich sehr froh drüber.
Sie war früher schon total witzig und ist schon mit 2 oder 3 Wochen aus der Wurfbox raugekrabbelt. Und sie war von Anfang an sehr gesprächig und das ist sie immer noch.
J: Wie zeigt sich das?
Also sie bellt sehr gerne, in jeder Lebenslage. Ob sie glücklich ist, ob sie Angst hat, ob sie unsicher ist, das ist eigentlich egal. Was ihr glaube ich wirklich Spaß macht, ist wenn ich bei der Wohnungstür rausgehe (am Gang da hallt es extrem), da fängt sie teilweise richtig zum Bellen an, einfach weil es so hallt. Aber gut, lassen wir dem Hund den Spaß. Was war die ursprüngliche Frage nochmal? *lach*
J: Wo seid ihr am Glücklichsten?
Hauptsache zusammen. Sehr glücklich sind wir aber z.B. am Gießhübl. Dort wohnt eine Freundin mit ihren Hunden und wir gehen oft zusammen spazieren. Bambi liebt die Hunde und die Freundin sehr und wir genießen es immer sehr, wenn wir da sind.
Februar 2023